Zu bestimmten Uhrzeiten
Der viele Verkehr auf den Alpenpässen hat bei Anwohnern das Fass zum Überlaufen gebracht. Touristen sollen künftig anderweitig in den Urlaub kommen.
Bozen – Die Alpenvereine in der Dolomitenregion haben sichtlich genug von Staus, Lärm und privaten Rennfahrern auf den Alpenpässen. Mit den Worten „Genug ist genug, das Limit ist überschritten“ forderten sie die italienischen Behörden in einer Mitteilung vom Dienstag auf, dringende Maßnahmen gegen das hohe Verkehrsaufkommen durchzusetzen.
„Der Verkehr auf den Pässen hat in den Sommermonaten mittlerweile ein untragbares Ausmaß erreicht, der Zustrom von Autos, Sportwagen und Motorrädern beeinträchtigt sowohl die Lebensqualität der Einwohner als auch die der Touristen“, steht laut Informationen des italienische Nachrichtenportals SALTO in der gemeinsamen Mitteilung der Alpenvereine. Unter den Unterzeichnern seien zum Beispiel Vertreter des Südtiroler Alpenvereins, des Clubs Alpino Italiano und der Società degli Alpinisti Tridentini aus dem Gadertal, Fassatal, Grödens und Livinallongos. Die Vereine vertreten insgesamt rund 3700 Bergliebhaber aus der Dolomiten-Region.
Insbesondere die Lage am Sellajoch-Pass soll unzumutbar sein. Genau hier ereignete sich Anfang September eine folgenreiche Panne. Die Bremsen eines Linienbusses versagten, er zerquetschte mehrere Autos und ein Urlauber wurde verletzt.
Die Vereine aus Italien fordern eine Verkehrssperre zwischen 9 und 16 Uhr im Sommer. Ausgenommen von der Sperre sollen Einwohner, Gewerbetreibende und öffentliche Verkehrsmittel sein. „In den Dolomitentälern sind alternative Verkehrsinfrastrukturen wie Seilbahnen bereits ausreichend vorhanden“, zitiert SALTO weiter. Die Busfrequenzen müssten nach Sicht der Vereine hingegen intensiver getaktet werden.
Laut der Zeitung Il Dolomiti ist der Tourismus die Haupteinnahmequelle für einen Großteil der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten. Doch viele Menschen haben ihre persönlichen Grenzen erreicht. „Es ist nicht nur der Verkehr auf den Pässen, sondern auch die mittlerweile überlasteten Verbindungsstraßen“, zitiert das Portal den Vertreter Davide Schuen von der Lia da Munt Ladinia – Val Badia.
In der Vergangenheit hatte es bereits Versuche von Umweltinitiativen gegeben, gegen das hohe Verkehrsaufkommen in den Alpenpässen vorzugehen. Eine geplante Fahrraddemonstration wurde jedoch von der Polizeidirektion Bozen untersagt. Laut Schuen zeige die Stimmung in der Bevölkerung aber, „dass die Bevölkerung das Verkehrschaos satt hat“, ebenso wie die „Sportwagen und Motorräder, die die Panoramastraßen als private Rennstrecken nutzen“ und dadurch nicht nur Lärm, sondern auch zusätzliche Abgase zur Folge haben.
Georg Simeoni, Präsident des AVS, hat ebenfalls genug. Laut Il Dolomiti macht er hauptsächlich die Provinzverwaltung für die aktuelle Verkehrssituation verantwortlich. „Seit mehr als 20 Jahren fordern wir eine Lösung des Verkehrsproblems auf den Dolomitenpässen“, wird Simeoni zitiert. Statt mit den Nachbarprovinzen zusammenzuarbeiten und Lösungen zu finden, habe sich die Verwaltung jedoch über die Jahrzehnte hinter mangelnder Kompetenz und fehlendem Personal versteckt. (nz)
2024-09-04T11:14:42Z dg43tfdfdgfd