EXTREMWETTER IN SüDOSTASIEN: WIE DIE MENSCHEN MIT DER HITZEWELLE UMGEHEN

Schulen schließen, Munitionsdepots explodieren, Menschen sterben in der Hitze. Fotografen halten fest, wie Menschen in Bangkok, Manila und Phnom Penh die aktuellen Extremtemperaturen bewältigen.

Südostasien erlebt in diesen Wochen extremes Wetter. In einer Provinz im Norden Thailands sind die Temperaturen am vergangenen Wochenende auf über 44 Grad Celsius gestiegen, gefühlt lagen sie teils bei mehr als 52 Grad. Mindestens 30 Menschen sind dort in diesem Jahr bereits an einem Hitzschlag gestorben. Die örtliche Umweltagentur warnte die Leute, vor die Tür zu treten. Es ist für den Monat Mai, in dem eigentlich die Regenzeit beginnt, viel zu trocken. Auf der Urlaubsinsel Ko Samui geht das Wasser aus. Landwirte fürchten um Reis- und Obsternten. Laut lokalen Medien legen Hühner wegen der Hitze kleinere Eier.

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Die Hitzewelle beherrscht seit Ende April auch die Nachrichten in Kambodscha, Myanmar, Vietnam, Indien und Bangladesch. Überall werden Hitzerekorde gebrochen und Gesundheitswarnungen ausgesprochen. Nachts sinken die Temperaturen selten unter 30 Grad. In Kambodscha explodierte am vergangenen Wochenende – unter anderem aufgrund der Hitze – ein Munitionsdepot auf einem Militärgelände, 20 Soldaten kamen ums Leben. In Nepal brennen die Wälder.

Im Großraum Manila auf den Philippinen wurden vorsorglich 47.000 Schulen geschlossen und in Kambodscha die Lehrpläne angepasst. In einer Erklärung von Unicef heißt es, im asiatisch-pazifischen Raum seien 243 Millionen Kinder wegen immer heißerer und längerer Hitzewellen von einer Vielzahl von Krankheiten und sogar dem Tod bedroht.

Verantwortlich für die Hitzewelle ist Experten zufolge neben der Klimakrise vor allem das Wetterphänomen El Niño. »El Niño wird im Juni enden, aber die Temperaturen könnten in vielen Ländern in der ersten Hälfte dieses Jahres in die Höhe schießen«, so hatte der thailändische Meeresökologe Thon Thamrongnawasawat schon vor Wochen vor einer historischen Hitzeperiode in Teilen Asiens gewarnt.

An verschiedenen Orten Südostasiens sind Fotografinnen und Fotografen losgezogen, um zu dokumentieren, wie die Menschen mit der Hitze klarkommen. Wer kann und genug Geld hat, bleibt in Wohnungen, Cafés und Büros mit Klimaanlagen. Doch in den asiatischen Multimillionenstädten, wo es wenig Bäume und Schatten gibt und sich die Betonflächen besonders aufheizen, spielt sich ein Großteil des Lebens auf den Straßen ab.

Blumenverkäuferinnen auf dem Flower Market in Bangkok versuchen, ihre Ware mit Eiswasser frisch zu halten. Genauso machen es die Händler von Fleisch und Fisch an den Lebensmittelständen von Manila. Die Frauen und Männer, die ihr Geld mit frischem Curry und Omelettes an den unzähligen Straßenküchen verdienen, probieren es mit Sonnenschirmen und batteriebetriebenen Ventilatoren. Sie stehen von früh bis spät am Straßenrand.

Und wie schützen sich bloß die Fahrer der Motorrad-Taxis vor der Sonne? Und ärmere Menschen, die in den ärmeren Vierteln von Phnom Penh, Hanoi, Delhi oder Manila leben, in denen es selten eine Klimaanlage gibt, wo die Sonne direkt aufs Blechdach knallt?

Viele Menschen in der Region, das zeigen die Diskussionen über die Hitze in den vergangenen Tagen – in Zeitungen, sozialen Medien, in Gesprächen –, machen sich große Sorgen, wie bewohnbar und lebenswert ihre Heimat in der Zukunft noch sein wird.

Am vergangenen Montagabend dann zogen sich in Bangkok endlich die Wolken zusammen. Nachts folgte erst ein Grummeln. Dann fiel der Regen, den die Menschen so lange ersehnt hatten und von dem sie sich eine Abkühlung erhoffen. Tatsächlich sind in der thailändischen Hauptstadt die Temperaturen in der Folge zurückgegangen. Doch in vielen anderen asiatischen Städten herrscht weiter die Hitze.

Der Klimaforscher Roxy Mathew Koll vom indischen Institut für Tropenmeteorologie drückt es im »Guardian« so aus: Die Häufigkeit, Intensität, Dauer und Ausdehnung dieser Hitzewellen, sagt er, nehmen zu. »Wir befinden uns in einer Achterbahnfahrt der Temperaturen, die in nächster Zeit erst mal nicht enden wird. Es wird noch schlimmer werden. Wir müssen vorbereitet sein.«

(Mit Material aus Agenturen)

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