DRESDNER LANDWIRT NACH NACHTFROST: "UNSERE KOMPLETTE OBSTERNTE FäLLT 2024 AUS"

Der Dresdner Bio-Landwirt Bernhard Probst vom Vorwerk Podemus war noch am Wochenende äußerst optimistisch. Doch nach einer extrem kalten Nacht muss er eine niederschmetternde Bilanz ziehen.

Dresden. Bernhard Probst war richtig stolz. "Wir hatten dieses Jahr die schönsten Aprikosen seit Langem an den Bäumen, die Früchte waren schon drei, vier Zentimeter groß", sagt der Bio-Landwirt. Doch seit der Nacht von Montag auf Dienstag ist alles anders.

Vorbei ist die Freude über die begehrten Früchte, die aufgrund der warmen Tage in den Wochen zuvor bereits viel zu zeitig an den Bäumen in der Briesnitzer Obstbaumanlage wuchsen. Fröste von über fünf Grad minus haben die empfindlichen Aprikosen, aber auch Pfirsiche erfrieren lassen. "Einen solchen Kaltlufteinschub in der Nacht durch das gesamte Elbtal habe ich noch nicht erlebt. Er hat die Früchte regelrecht zu Matsch werden lassen."

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"Dieses Mal aber ist der Frost voll durchgezogen"

Dabei befindet sich Probsts Obstbaumanlage am Wirtschaftsweg in Briesnitz in einer sogenannten "Gunstlage", die meist stärker geschützt ist als die Bäume in Podemus. "Dieses Mal aber ist der Frost voll durchgezogen." Damit geht es dem Landwirt wie den Dresdner Winzern, die am Dienstag einen Großteil ihrer diesjährigen Ernte abschreiben mussten.

Ein Problem sei auch die extrem trockene Luft gewesen, umso aggressiver habe die Kälte gewirkt. "Bei höherer Luftfeuchtigkeit hätte die sich wie ein Eispanzer um Blüten und Früchte gelegt, was sicher geholfen hätte."

Quitten an der Elbe standen in voller Blüte

Dabei sind Aprikosen und Pfirsiche nicht sein einziges Problem. Probst rechnet mit weiteren Einschnitten bei Birnen und Kirschen. Da sehe man die Schäden erst nach einigen Tagen. Und auch die Minikiwis hätten den Frost nicht überlebt. "Die standen traumhaft schön, wir haben uns alle so gefreut. Leider zu früh, wie wir jetzt wissen", sagt er. Blätter würden sie sicher wieder austreiben, aber keine Früchte.

"Unsere Quittenplantage direkt an der Elbe in Niederpoyritz stand auch in voller Blüte. Ich warte jetzt stur eine Woche ab, ehe ich mir das antue, dorthin zu fahren", sagt er frustriert. Auch bei den Äpfeln hätten maximal einige wenige Blüten überlebt. "Unsere komplette Obsternte fällt 2024 aus. Das weinige, was wir dieses Jahr in der Obstanlage ernten werden, sind wohl Tomaten, die später dort wachsen werden."

Ökonomischer Totalausfall

Ökonomisch rechnet der Landwirt mit einem Totalausfall bei Obst. Dabei wäre vor allem der gute Ertrag bei den Aprikosen wichtig gewesen, die begehrt und zu einem hohen Preis zu verkaufen sind, weil der Anbau durch die hohe Frostempfindlichkeit immer kompliziert ist. "Manche Landwirte arbeiten deshalb mit Folienzelten. Aber das lehne ich ab, so viel Plastikmüll."

Momentan versucht Bernhard Probst, die Frostnacht mit ihren verheerenden Folgen zu verdrängen. "Aber das hilft natürlich kein Stück weiter", sagt er traurig.

Was noch wächst, ist nicht zu verkaufen

Jan Bortlik ist der Leiter der Obstbaumanlage in Probsts Betrieb Vorwerk Podemus. Er ist an diesem Mittwoch durch die Anlage gelaufen, hat vorsichtig die Äpfel kontrolliert, ob nicht doch einige Blüten überlebt haben. Doch auch sein Fazit ist niederschmetternd. "Es wird einen Ausfall von mindestens 90 Prozent geben."

Auch für die Birnen, die schon Früchte gebildet hatten, gibt er keine gute Prognose. "Der Frost schädigt die Samenanlagen in der Frucht, sie werden vermutlich abfallen. Und die, die doch überleben, werden Risse haben." Die Folge sei, dass es keine Handelsware wird, die verkauft werden kann. "Daraus können wir höchstens Saft machen."

Für Bortlik ist der jetzige Anblick der Obstbäume besonders bitter. "Es wäre vermutlich ein super Erntejahr geworden, wäre da nicht diese eine Nacht." Doch die Vegetation musste mit Extremen klarkommen, was nicht funktioniert habe. "Die Temperaturen lagen vor zwei Wochen bei über 25 Grad und sind in der Nacht zu Dienstag auf minus fünf gesunken, das sind rund 30 Grad Unterschied."

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