NOTBREMSE BEIM KULTURSOMMER: THEATERSTüCK „DER REBELL“ WIRD ABGESAGT - „PREISE HAUEN UNS BRUTAL AB“

Bittere Pille für Oberammergau

Notbremse beim Kultursommer: Theaterstück „Der Rebell“ wird abgesagt - „Preise hauen uns brutal ab“

Die Entscheidung schmerzt: Die Passionstheater GmbH bringt dieses Jahr doch keine Sommer-Theaterproduktion auf die Bühne. Heimatsound-Festival und „Brandner Kaspar“ werden aber stattfinden.

Update von 17.56 Uhr:

Oberammergau – Es ist eine Premiere, die niemand wollte. „Die total schmerzt“, sagt Bürgermeister Andreas Rödl (CSU). Zum ersten Mal wird es in diesem Sommer keine Theater-Eigenproduktion in Oberammergau geben, das steht seit Dienstagfrüh offiziell fest. Die Passionstheater GmbH hat das Stück „Der Rebell“, die Geschichte vom bayerischen Hiasl, abgesagt.

Die Premiere, die alle wollten, wäre am 28. Juni auf dem Programm gestanden. Doch schon jetzt zeichnete sich ab, dass sich die Inszenierung wirtschaftlich nicht rechnen wird, sich als deftiges Draufzahlgeschäft entpuppt. Regisseur Christian Stückl spricht von rund 200 000 Euro. Zu viel. Die Verantwortlichen mussten die Notbremse ziehen. „Wir wären nicht pleite gegangen“, sagt Walter Rutz, Geschäftsführer und Herr der Zahlen. Aber hätten die Produktion 2025 riskiert, sie nicht vorfinanzieren können. Und die soll es geben.

Besuchernachfrage blieb hinter den Erwartungen

Die GmbH stemmt ihre jährlichen Aufführungen im Rahmen des Kultursommers aus Förderungen und Besuchereinnahmen. Der Zuschuss aus dem Kulturfonds des Freistaats – 2023 flossen 180 000 Euro – fällt diesmal weg. „Der war einmalig, für den Re-Start nach der Passion“, erklärt der 60-Jährige. Zwar hätte die Gemeinde dieses Mal 250 000 Euro zugeschossen (2023: 150 000 Euro), doch klafft ein Fehlbetrag. Ein weiteres Minus hätte der Ticketverkauf verursacht. Die Nachfrage blieb dieses Mal weit hinter den Erwartungen, trotz aller Bemühungen, ein breites Publikum für das Stück zu gewinnen. 3600 Tickets sind verkauft worden, überschlägt Rutz, rund 1000 weniger als zum gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr für „Julius Caesar“. Und der lief mit einer Auslastung von 60 Prozent (entspricht rund 10 000 Besucher) nicht gerade berauschend. Heißt im Klartext: Im Vergleich zur 23er-Produktion wären circa 110 000 Euro weniger durch Tickets generiert worden.

Woran liegt das zuletzt überschaubare Interesse? An der Stoffauswahl? „Ich fand das Thema nicht so schlecht“, sagt Rutz’ Kollege Frederik Mayet. Doch zeichnet sich wie überall ein Trend ab: Die Besucher sichern sich seit Corona kurzfristiger Karten. Was das Ganze unplanbar macht. Die eine Seite. Die andere führt Stückl an. „Biblische Stoffe ziehen besser.“ Zumindest im Passionsdorf.

„Brandner Kaspar“ und „Heimatsound“ finden statt

Die Pandemie hat nicht nur das Kaufverhalten geändert. Seither explodieren die Produktionskosten für Bühnenbild und Kostüme förmlich. „Wir hatten alles jahrelang im Griff“, betont Stückl. Aber „die Preise hauen uns brutal ab“. Von „gigantischen Steigerungen“ spricht auch der Rathauschef. Werbung, Bühnenbild, GEMA, Licht Security – alles wurde deutlich teurer. Fielen etwa für den Ton 2018 bei „Wilhelm Tell“ noch 70 000 Euro an, schlugen jetzt 160 000 Euro auf. Kosten, die nicht zu kompensieren sind. Und dabei arbeitet die Führungsetage und die Darsteller auf freiwilliger Basis. Auf das Publikum umlegen, funktioniert auch nicht. „Die Preissteigerungen kann man durch Tickets nicht reinholen“, stellt Rutz klar. Will man in Oberammergau auch gar nicht.

Die Absage – sie gilt nicht für den „Brandner Kaspar“ und das Heimatsound-Festival – ist enttäuschend für alle Beteiligten. Die treibenden Kräfte aber schauen nach vorne. Auf 2025, so lange läuft der Vertrag mit der Gemeinde. Noch im Mai stecken sie die Köpfe zusammen, kündigt der Passionsspielleiter an. Um sich Gedanken darüber zu machen, welche Einsparungen – schon für heuer hatte man sich in ein engeres Korsett gezwängt – möglich wären. Stückl, auch Intendant des Münchner Volkstheaters, glaubt an ein Gelingen. „Ich bin optimistisch, dass es geht.“ Harte Kalkulationen stehen vor dem Kultursommer-Team. Doch schon jetzt steht fest, was bei einem überarbeiteten Konzept keinesfalls auf der Strecke bleiben soll: die Qualität.

Rückerstattung der Tickets

Für alle bereits erworbenen Tickets bietet die GmbH eine Rückerstattung an. Weitere Infos gibt’s an der jeweiligen Vorverkaufsstelle. Karten, die über den Webshop (www.passionstheater.de) gekauft wurden, werden über die E-Mail [email protected] abgewickelt. Das Stornoformular ist auf der Website zu finden.

Erstmeldung: Oberammergau - Nach dem Aus des Wellenberg-Bieterverfahrens nun der nächste Paukenschlag in Oberammergau: Die Passionstheater GmbH muss laut einer Pressemitteilung das geplante Theaterstück „Der Rebell“ absagen. Es hätte am 28. Juni Premiere gefeiert.

Die Passionstheater GmbH finanziert ihre jährlichen Theateraufführungen zu zwei Drittel aus den Besuchereinnahmen. In diesem Jahr musste sie feststellen, dass - trotz aller Bemühungen, für das Theaterstück ein breites Publikum zu gewinnen - die Nachfrage weit hinter unseren Erwartungen geblieben ist. Die Produktionskosten für Bühnenbild und Kostüme und vor allem die Kosten für Ton und Licht sind in den Jahren nach der Pandemie überproportional (teilweise um über 100 Prozent) gestiegen, teilt Sprecher Frederik Mayet mit. Diese Kosten konnten aber nicht auf das Publikum umgelegt werden. „In den letzten Tagen haben wir realisiert, dass die Aufführung in diesem Jahr nicht finanzierbar ist und haben uns deshalb für die Absage entschieden.“ Schweren Herzens.

Die Absage ist für beide Seiten, Spieler und Besucher, enttäuschend, aus finanziellen Aspekten aber unumgänglich. „Wir bitten um Verständnis für diese Entscheidung und versichern, dass wir 2025 auf die Bühne zurückkehren und eine Theaterproduktion anbieten werden“, heißt es in dem Schreiben. „Wir lassen uns nicht unterkriegen.“

Für alle bereits erworbenen Tickets wird eine Rückerstattung angeboten. Ticketinhaber sollen sich für weitere Informationen an die jeweilige Vorverkaufsstelle wenden. Karten, die über den Webshop auf www.passionstheater.de gekauft wurden, werden über die E-Mail [email protected] abgewickelt. Das Stornoformular finden sie auf der Website. (ausführlicher Bericht folgt)

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