AFRIKANISCHER FUßBALL: RENAISSANCE BERKANE AUS MAROKKO BOYKOTTIERT SPIEL WEGEN TRIKOTVERBOT VON USM ALGER

Ein marokkanisches Team ist im Halbfinale des zweitwichtigsten Klubwettbewerbs in Afrika nicht angetreten, weil die Spieler nicht ihre Trikots tragen durften. Der Eklat zeigt, wie eng Sport und Politik verknüpft sein können.

Das Halbfinal-Hinspiel des afrikanischen Confederation Cups zwischen dem algerischen Klub USM Alger und dem marokkanischen Klub Renaissance Berkane wurde am Sonntag kurz vor dem Anpfiff abgesagt. Grund dafür ist ein Streit über eine vermeintlich politische Botschaft auf dem Trikot der Gäste.

Was ist passiert?

Auf dem Trikot von Berkane ist der Umriss Marokkos zu sehen – inklusive der umstrittenen Westsahara. Marokko beansprucht das Gebiet für sich, Algerien unterstützt die »Frente Polisario«-Bewegung, die für die Unabhängigkeit der Westsahara kämpft.

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Alger sah das Trikot als eine Provokation an, lokale Medien schrieben, es sei »illegal«, politische Botschaften auf dem Trikot zu tragen. Berkane trug die Trikots schon während des gesamten Wettbewerbs. Auch die Konföderation des afrikanischen Fußballs CAF, vergleichbar mit der europäischen Institution Uefa, erlaubte dem Klub in einer Sondersitzung, die Jerseys weiterhin tragen zu dürfen.

Schon bei der Ankunft der marokkanischen Mannschaft am Freitag kam es dann zu ersten Problemen. Laut Medienberichten wurde ihre Ausrüstung inklusive Trikots vom Zoll beschlagnahmt und das Team mehrere Stunden am Flughafen festgehalten. Beim Spiel am Sonntag eskalierte die Lage schließlich. Zwar trafen beide Mannschaften im Stadion von Algier ein. Berkane blieb zum Anpfiff aber in der Umkleidekabine, mutmaßlich aus Protest, da sie ihr Trikot nicht tragen durften.

Wie reagieren die Verantwortlichen und Klubs?

Im Regelwerk des internationalen Fußballverbands Fifa heißt es, dass politische, religiöse und persönliche Slogans, Statements und Bilder auf der Ausrüstung verboten sind. Nur bei Weltmeisterschaften dürfen explizit keine Landkarten gezeigt werden.

Der CAF Confederation Cup ist der zweitwichtigste afrikanische Wettbewerb im Klubfußball, er ist also vergleichbar mit der Europa League. Wie das Spiel gewertet wird, ist unklar. Bisher hat sich weder die Konföderation noch der afrikanische Verband dazu geäußert.

Die CAF teilte anschließend lediglich mit, dass sie für den Ausfall des Spiels bei Sponsoren, Fernsehpartnern und Fans um Entschuldigung bitte. »Die Angelegenheit wird an die zuständigen Stellen verwiesen.«

USM Alger sprach von einer »Kampagne der Verwirrung«. Der marokkanische Klub Berkane kommunizierte dagegen weiter offensiv. In den sozialen Medien zeigten sie erneut die Landkarte und dankten für die Unterstützung »von Tanger bis Lagouira«. Lagouira liegt im Süden der Westsahara.

Worum geht es im politischen Konflikt?

Die Spannungen um die Westsahara belasten die Beziehungen beider Länder, seit Marokko das Gebiet nach dem Abzug Spaniens 1976 annektiert hat. Die Westsahara ist nur dünn besiedelt und verfügt über Phosphatvorkommen und reiche Fischgründe.

Marokko erhob bereits Anspruch auf das Gebiet, als es noch unter spanischer Kolonialherrschaft stand. Zur gleichen Zeit gründeten die dort lebenden Sahrawis die Polisario-Front, die unabhängig werden will.

Unterstützt von Algerien führte die Polisario einen Guerillakrieg, bis die Vereinten Nationen 1991 einen Waffenstillstand vermittelten. Marokko kontrolliert seitdem etwa vier Fünftel des Gebiets. Wegen des Streits ist die Grenze zwischen Marokko und Algerien geschlossen, der Handel liegt brach.

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