NAHOST: EXPLOSIONEN IM IRAN – US-MEDIEN MELDEN ANGRIFF DURCH ISRAEL

Im Iran ist am Morgen die Luftverteidigung aktiv geworden, Staatsmedien berichten vom Abschuss „kleiner Flugobjekte“. Teheran gibt sich auffällig zurückhaltend – und viele Fragen bleiben offen.

Übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge soll Israel den Iran angegriffen haben. Die Sender ABC News, MSNBC und Fox News und andere Medien berichteten unter Berufung auf US-Regierungsvertreter, Israel habe in der Nacht zum Freitag eine Militäroperation im Iran durchgeführt.

Israel habe mit dem mutmaßlichen Luftschlag im Iran Teheran zufolge zeigen wollen, dass es innerhalb des Landes angreifen kann, berichtete die „Washington Post“ unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten israelischen Regierungsbeamten. Der Angriff sei eine Vergeltung für Teherans Drohnen- und Raketenbeschuss am vergangenen Wochenende.

Auch nach Einschätzung des US-Militärexperten Cedric Leighton habe Israel mit dem Vorgehen, das „ganz klar eine direkte Reaktion auf die iranischen Angriffe vom Wochenende gewesen sei“, bewiesen, dass das iranische Luftabwehrsystem nicht annähernd die Fähigkeiten des israelischen Luftabwehrsystems habe.

Israel hat sich bislang zu Explosionen im Iran nicht geäußert

Die USA seien nicht beteiligt gewesen und die Israelis hätten die US-Regierung vorab informiert, berichtet Fox News. Israel äußerte sich dazu nicht, US-Verteidigungsminister Antony Blinken reagiert am Freitag bei einer Pressekonferenz ausweichend auf die Frage nach einer Vorab-Information Washingtons.

Der israelische Sicherheitsminister Itamar Ben-Gwir meldete sich am Freitagmorgen allerdings mit einer mehrdeutigen Botschaft auf der Plattform X: „Schwach“, schrieb der als Hardliner in der rechts-religiösen Regierung geltende Minister.

Iranische Staatsmedien meldeten, dass im Zentrum des Landes über der Stadt Isfahan drei Drohnen abgeschossen worden seien. Ein iranischer Experte sagte im Staatsfernsehen, die unbemannten Fluggeräte seien von „Infiltratoren“ innerhalb des Iran gesteuert worden.

Ein ranghoher Armee-Kommandeur sprach im Staatsfernsehen von einem nächtlichen Angriff, bei dem es keine Schäden gegeben habe. Der Luftverkehr sei wieder aufgenommen worden. Mehrere Fluggesellschaften hatten ihre Routen zeitweise verändert.

Eine direkte Vergeltung plant der Iran laut einem ranghohen offiziellen Vertreter zunächst nicht. Nach seiner Darstellung sei bislang nicht klar, wer hinter dem Vorfall stecke. „Die ausländische Quelle des Vorfalls wurde nicht bestätigt“, sagte der iranische Vertreter der Nachrichtenagentur Reuters.

Es habe keinen „externen Angriff“ auf den Iran gegeben, fügte er hinzu. „Die Diskussion tendiert eher in Richtung Infiltration als in Richtung Angriff.“

Die Ölpreise sind am Freitag nach den Berichten über die Angriffe deutlich gestiegen. Nach einem kräftigen Preissprung in der Nacht gaben die Notierungen am Morgen aber einen Teil der Gewinne wieder ab.

IAEA: Keine Nuklearanlagen im Iran beschädigt

Am Freitagmorgen wurde zunächst in mehreren Provinzen die Luftverteidigung aktiviert, berichteten iranische Staatsmedien. Flugabwehrraketen seien abgefeuert worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Irna.

Zuvor gab es eine Explosion nahe des Flughafens der Millionenstadt Isfahan, wie die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars berichtete. Der Flugverkehr in der Hauptstadt Teheran und in Isfahan war in der Folge zunächst ausgesetzt worden.

Laut der israelischen Zeitung „Jerusalem Post“ galt der Angriff einer Luftwaffenbasis in Isfahan, unweit iranischer Atomanlagen. Die Botschaft sei unmissverständlich gewesen: „Wir haben uns entschieden, eure Atomanlagen diesmal nicht zu treffen, aber wir hätten hier Schlimmeres tun können“, erklärten nicht näher genannte Quellen der Zeitung. In Isfahan befinden sich auch wichtige Einrichtungen der iranischen Rüstungsindustrie.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigte, dass die iranischen Nuklearanlagen im Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Angriff auf den Iran nicht beschädigt wurden. Die IAEA beobachte die Lage weiterhin sehr genau und rufe alle Beteiligten zu äußerster Zurückhaltung auf und betonte, dass nukleare Anlagen niemals Ziel militärischer Konflikte sein sollten, teilt die UN-Behörde auf der Online-Plattform X mit.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hatte am Mittwoch bei einem Besuch in Tel Aviv gemeinsam mit ihrem britischen Amtskollegen David Cameron versucht, die israelische Regierung von einem harten Gegenschlag gegen Iran abzubringen.

Die Außenminister der sieben größten Industrienationen tagen derzeit auf der italienischen Insel Capri. „Wir sind am Rande eines regionalen Krieges im Nahen Osten, der Schockwellen in die Welt senden würde, insbesondere nach Europa“, hatte EU-Chefdiplomat Josep Borrell Donnerstag gewarnt.

Israel kündigte Reaktion auf iranischen Vergeltungsangriff an

Der Iran hatte in der Nacht zum Sonntag Israel mit Hunderten Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen angegriffen. Begründet wurde der Schlag mit einem mutmaßlich von Israel geführten Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus, bei dem Anfang April zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden getötet wurden. Israel hatte angekündigt, auf den iranischen Vergeltungsangriff reagieren zu wollen.

Bereits Ende Januar 2023 war im Iran eine Munitionsfabrik des Verteidigungsministeriums nahe Isfahan mit mehreren kleinen Drohnen angegriffen worden. Der Iran machte damals Israel als Drahtzieher für die Attacke verantwortlich. Das „Wall Street Journal“ berichtete danach unter Berufung auf „mit der Operation“ vertraute Personen, dass Israel hinter den Angriffen stehe. Ende Januar ließ die iranische Justiz im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Fabrik vier Männer nach einem international viel kritisierten Verfahren hinrichten.

2024-04-19T04:28:21Z dg43tfdfdgfd