MARKUS SöDER: WIE ER AN TAG EINS NACH SEINEM KANZLERKANDIDATUR-VERZICHT AUFTRITT

Nach der Klärung der Kanzlerkandidatur lässt sich CSU-Chef Markus Söder von seiner Partei feiern und redet über Landespolitik. Ist Friedrich Merz jetzt wirklich sicher vor dem Ehrgeiz des Bayern?

Als Markus Söder am Dienstagnachmittag durch das Willkommensspalier seiner Parteifreunde an der Klosterpforte schreitet, trägt er den blauen Anzug vom Vortag, von der Berliner Pressekonferenz mit Friedrich Merz. »Ich bin wieder daheim«, sagt der CSU-Chef, bevor er zu dem historischen Bau im Kloster Banz hochgeht, in dem die CSU-Landtagsfraktion traditionell ihre Klausurtagungen abhält.

Am Tag darauf, am Mittwoch, hat er den Anzug dann zugunsten eines Trachtenjankers abgelegt. Es wirkt wie ein optisches Bekenntnis. Am Tag eins nach Söders Verzicht auf die Kanzlerkandidatur geht es um Landespolitik.

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Wird er sich darauf jetzt beschränken? Das ist die Frage, die sich viele hier stellen.

Söder hält eine Grundsatzrede vor der Fraktion, die übliche Mischung aus bayerischem Selbstbewusstsein und neuen Gesetzesinitiativen. Über den Zuspruch seiner Partei zeigt sich Söder »bewegt und gerührt«. An schwierigen Tagen müsse man eben zusammenstehen, sekundiert Fraktionschef Klaus Holetschek.

Die CSU ist wieder im Normalmodus angelangt. Zwar hatte auch unter den Christsozialen kaum jemand damit gerechnet, dass sich Söder im unionsinternen Machtkampf durchsetzen werde. Doch seit Dienstag ist die Aufgabenverteilung klar, in Söders Worten: »Friedrich Merz ist der Chef in Berlin, ich bleibe Chef in Bayern.«

Kanzler oder Ministerpräsident

Doch sollte man solche Sätze keinesfalls als Selbstbeschränkung verstehen. Söder wird sich auch künftig das Recht herausnehmen, bei allem in Berlin mitzureden. Rein formal wird er die Hebel als Ministerpräsident und Parteivorsitzender nutzen.

Mit dem Verzicht ist auch klar, dass Söder nicht für den Bundestag kandidieren wird. Interesse an anderen Ämtern in Berlin streitet er ab, er wolle auch nicht Bundespräsident werden. Kanzler oder Ministerpräsident, sonst nix.

An seinen ersten Äußerungen nach der Entscheidung in der K-Frage lässt sich bereits ablesen, wie Söder sein künftiges Bayern-Berlin-Profil ausgestalten will. Dazu gehört offenbar, in der Union den lautesten Mahner vor Schwarz-Grün zu geben. Schwarz Grün sei ein »No-Go«, sagt Söder im Kloster Banz. Und: »Ich freue mich, dass Friedrich Merz auch auf dem Wege ist.«

Merz sei der Kandidat gegen Schwarz-Grün, sagt Söder in Banz. Sollte der CDU-Vorsitzende irgendwann ausscheren und sich doch wieder den Grünen annähern, dürfte ihn Söder daran erinnern.

Auf Sticheleien aus München darf sich auch der wichtigste Exponent von Schwarz-Grün in Deutschland einstellen: Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident und Söder-Konkurrent Hendrik Wüst. »Das ganze Geschnabel drum rum ist nicht relevant. Am Ende zählt das Wort zwischen Friedrich Merz und mir, das ist die Basis«, so kommentiert Söder den Ablauf zur Klärung der K-Frage.

Damit meint er Wüsts Vorpreschen am Montag, als er den Parteivorsitzenden zuvorgekommen war und sich hinter Merz gestellt hatte. Das Manöver muss Söder sehr geärgert haben.

Wüst mit einem Söder-Manöver

Seinen eigenen Verzicht würdigt Söder als »Beitrag zur gemeinschaftlichen Stärke von CDU und CSU«. In der Zusammenarbeit mit Friedrich Merz habe er in den vergangenen drei Jahren nie »das Gefühl gehabt, dass da kein Vertrauen wäre«. Später sagt er: »Merz und Söder können miteinander. So isses.«

Der Rest von Söders Grundsatzrede sind Bayern-Klassiker: Er will den Sportunterricht stärken und wirbt für eine neue Olympia-Bewerbung Münchens im Jahr 2040. Die Subventionsmilliarden, die nun vorerst nicht in die Intel-Fabrik in Ostdeutschland fließen, will er für den Mittelstand einsetzen, um die Mehrwertsteuer in der Gastronomie zu senken. Und für Spediteure.

»Einmal NRW reicht«

Zum Schluss noch ein bisschen Fußball-Fachsimpeln mit Gruß nach Düsseldorf und Leverkusen. Jetzt sei wieder Bayern dran mit der Meisterschaft. »Einmal NRW reicht.«

Am Montag muss die CSU noch die Entscheidung in der K-Frage bestätigen, doch mit großen Querschüssen ist nicht zu rechnen. Die Partei ist diszipliniert, und Söder hat selbst kein Interesse, als illoyal zu erscheinen.

Für den Montagabend hat die CSU dann eine neue Folge eines bewährten Selbstdarstellungsformats terminiert: Die Kinotour »Söder persönlich« wird in Kaufbeuren Halt machen. In der Ankündigung heißt es: »In lockerer Atmosphäre spricht Markus Söder unter anderem über aktuelle politische Themen, sein privates Leben und was ihn antreibt.«

Fürs Erste jedenfalls nicht mehr die Aussicht, demnächst Kanzler zu werden.

2024-09-18T17:16:28Z dg43tfdfdgfd