Die Stadt Bautzen lehnt eine Waldorf-Kita weiterhin ab. Nun ist der Antrag dafür im Jugendhilfeausschuss des Landkreises behandelt worden.
Bautzen. Entsteht in Bautzen bald eine Waldorf-Kindertagesstätte? Dieser Frage sind die Mitglieder im Jugendhilfeausschuss des Landkreises Bautzen jüngst nachgegangen. Anlass ist der wiederholte Antrag des Vereins zur Förderung der Waldorfpädagogik Oberlausitz. Dessen Mitglieder möchten eine entsprechende Einrichtung mit 40 Plätzen – zehn im Bereich Krippe und 30 im Bereich Kindergarten – in Bautzen etablieren. Dazu müsste diese neue Kita in den Bedarfsplan aufgenommen werden.
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Das Hin und Her um einen Waldorf-Kindergarten in Bautzen zieht sich nun bereits seit 2016. Bis dahin gab es einen solchen an der Dr.-Peter-Jordan-Straße. Damals ist die Kita vom Träger, dem Berufsbildungszentrum Bautzen (BBZ), in einen Naturkindergarten umgewandelt worden. Als Grund für diesen Schritt wurde damals genannt, dass eine kompromisslose Umsetzung der Waldorfpädagogik nicht mehr möglich sei.
In der Folge gründete sich noch 2016 der Verein, um das damals bereits seit zehn Jahren in Bautzen bestehende Waldorf-Konzept fortzuführen. Seitdem hat es mehrere Versuche gegeben, in den Bedarfsplan der Stadt Bautzen aufgenommen zu werden – bislang ohne Erfolg.
Sogar vor dem Verwaltungsgericht in Dresden ist der Fall bereits verhandelt worden. Dabei wurde festgestellt, dass der Landkreis Bautzen nachhaltig darauf hinzuwirken habe, dass Kindertageseinrichtungen vorrangig von Trägern der freien Jugendhilfe errichtet beziehungsweise übernommen und betrieben werden. Darüber hinaus sei darauf hingewiesen worden, dass nicht nur die Stadt Bautzen, sondern auch der Jugendhilfeausschuss zu beteiligen sind.
Diese Festlegung des Gerichts ist nun umgesetzt worden. Grundlage für die Entscheidung im Jugendhilfeausschuss ist auch eine Stellungnahme der Stadt Bautzen gewesen, unterzeichnet von Thomas Groß, Amtsleiter für Bildung und Soziales im Rathaus. Ein Grund, weshalb die Stadt den Antrag des Vereins erneut ablehnt, ist laut dem Schreiben, dass dieser eine neue Kita etablieren möchte und sich dadurch die Betreuungskapazitäten erweitern würden.
Dafür wird allerdings kein Anlass gesehen: Zum einen sei der Betreuungsbedarf mit den vorhandenen Kitas in Bautzen langfristig abgedeckt. Zum anderen sei in den kommenden Jahren mit einer kontinuierlichen Abnahme der Anzahl von Kindern in allen Bereichen der Tagesbetreuung zu rechnen. Im Bereich Kinderkrippe rechne man bis 2034 mit einem Rückgang zwischen 19,2 und 21,9 Prozent gegenüber dem Wert von 2020 sowie im Bereich Kindergarten sogar mit 22,5 bis 27,7 Prozent.
Auch die aktuelle Bedarfsprognose des Jugendamts bestätige den genannten Rückgang am Bedarf von Kinderbetreuungsplätzen. Alternativ habe die Stadt dem Verein angeboten, die Trägerschaft für eine bereits bestehende Kita zu übernehmen. Dies sei jedoch abgelehnt worden, da die bestehenden Einrichtungen zu groß für das Vorhaben des Vereins seien.
Ein weiterer Grund, weshalb die Stadt Bautzen die Waldorf-Kita ablehnt: Es befinden sich bereits 70 Prozent aller Betreuungskapazitäten in der Stadt Bautzen im Bereich Kinderkrippe und Kindergarten in freier Trägerschaft. Dies erscheint als ausreichend.
Der Landkreis Bautzen stellt zudem fest, dass an das Jugendamt bisher keine konkreten Nachfragen von Eltern oder anderen Trägern herangetragen worden seien, wonach Interesse an dem Angebot einer Kindertageseinrichtung mit dem Konzept der Waldorf-Pädagogik bestehen würde. Am Ende lehnten die Mitglieder im Jugendhilfeausschuss den Antrag zur Waldorf-Kita mehrheitlich ab.
Für den Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik Oberlausitz ein herber Rückschlag, wie Vorstandsmitglied Sabine Wünsche erklärt. Entmutigen lasse man sich davon aber nicht. „Der Plan ist, dass wir weiter dran bleiben und nochmal das Gespräch mit der Stadt suchen“, sagt sie. Außerdem wolle man jene Eltern, die Interesse an dem Waldorf-Konzept haben, darin bestärken, dies auch bei der Stadt und dem Landkreis bekannt zu machen.
Grundsätzlich bleibe das Ziel, die Waldorf-Kita in Bautzen zu etablieren, weil die Interessenten auch von hier kämen, erläutert Sabine Wünsche. Allenfalls eine der umliegenden Gemeinden wie Göda, Kubschütz oder Malschwitz käme noch infrage. Der Alternativvorschlag der Verwaltung, das Konzept in der Gemeinde Arnsdorf umzusetzen, wo Bedarf an zusätzlichen Kinderbetreuungsplätzen bestehe, und Kontakt mit dem Bürgermeister dort aufzunehmen, wird folglich abgelehnt.
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