RENATE KüNAST ZUM DöNERSTREIT MIT DER TüRKEI: »DER DöNER GEHöRT ZU DEUTSCHLAND«

Ist der Döner nun türkisch oder deutsch? Ein türkischer Verband hat bei der EU einen Antrag gestellt, ihn als »garantiert traditionelle Spezialität« schützen zu lassen. Für hiesige Dönerwirte hätte das gravierende Auswirkungen.

Im sogenannten Dönerstreit hat Renate Künast, Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft des Bundestags, eine klare Haltung. »Der Döner gehört zu Deutschland«, sagte die Grüne dem SPIEGEL. Längst sei er etwa in Berlin, wo er seit den Siebzigerjahren serviert wird, ein hiesiges Essen mit eigener Tradition.

Hintergrund ist der Versuch der International Doner Federation (UDOFED) aus Ankara, die Bezeichnung Döner als »garantiert traditionelle Spezialität« bei der EU schützen zu lassen. Damit stünde er etwa auf einer Stufe mit dem Serrano-Schinken. Zahlreiche Dönervariationen, die in Deutschland unter dem Begriff serviert werden, dürften dann nicht mehr so heißen. Deutschland hat bei der Kommission gegen den Antrag Einspruch eingelegt.

DER SPIEGEL fasst die wichtigsten News des Tages für Sie zusammen: Was heute wirklich wichtig war - und was es bedeutet. Ihr tägliches Newsletter-Update um 18 Uhr. Jetzt kostenfrei abonnieren.

Die Messerklinge muss 55 Zentimeter lang sein

Der türkische Antrag schreibt kleinteilig die Fleischart, die Marinade und sogar die Länge des Messers vor, mit dem das Fleisch vom Spieß gesäbelt werden soll. Danach bestehe ein korrekter Döner aus Fleisch von mindestens 16 Monate alten Rindern, mindestens sechs Monate alten Schafen oder Huhn (nur Brust oder Schenkel). Das Fleisch solle mindestens zehn Stunden bei 4 Grad Celsius in der gewürzten Marinade ruhen. Zum Garen müsse der Dönerblock 10 bis 15 Zentimeter von der Hitzequelle entfernt platziert werden. Das gare Fleisch müsse dann in einer Dicke von drei bis fünf Millimetern vom Spieß geschnitten werden – und zwar mit einem Edelstahlmesser von 55 Zentimeter Länge.

Künast hält das Ansinnen der Türken für »eine unsportliche politische Retourkutsche«. Jahrzehntelang hätten sich die Dönerspieße in Berlin unbeachtet gedreht, aber sofort nach dem Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der Türkei sei der Antrag bei der EU gestellt worden.

Steinmeier hatte im April einen 60 Kilogramm schweren, tiefgefrorenen Dönerspieß als Gastgeschenk mitgebracht, den ein Berliner Imbissbudenbesitzer den Türken später servierte. Von vielen war der präsidiale Spieß als verunglücktes Präsent empfunden worden, weil es Vorurteile tradiere. Fiel den Deutschen zum Thema Integration der türkischen Community etwa immer noch nur der Dönermann ein? Und welche Assoziationen weckte dieses Geschenk ausgerechnet aus einem Land, das mit der Bezeichnung »Dönermorde« die Terrorakte der NSU verniedlichte?

Das Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) fürchtet handfeste Folgen für die deutsche Wirtschaft, sollte dem Antrag aus Ankara bei der EU stattgegeben werden. Ein Sprecher des Ministeriums sagte, man habe den Vorstoß der Türkei »mit einiger Verwunderung zur Kenntnis genommen« und rechne mit enormen Auswirkungen für das deutsche Gastronomie-Gewerbe.

So sei es etwa in Deutschland üblich, Kalb- und Jungrindfleisch sowie Putenfleisch zu verwenden. Der türkische Antrag schlösse dies aus.

Die EU-Kommission hat nun sechs Monate lang Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Wie auch immer das Urteil ausfallen wird – die »Berliner Schnauze« werde sich den Namen »Döner« nicht nehmen lassen, glaubt Künast: »Der Döner wird in Berlin immer Döner heißen.«

2024-07-26T17:10:02Z dg43tfdfdgfd