HOCHWASSER IN UNTERGRAFENDORF: EHEFRAU SPRINGT NOCH AUF SCHRANK, EHEMANN ERTRINKT IM HAUS

Das Wasser stand 40 Zentimeter unter der Zimmerdecke: In einem kleinen Dorf in Niederösterreich ist ein 70-Jähriger in den Fluten ums Leben gekommen. Seine Frau harrte auf einem Schrank aus, stundenlang.

Dramatische Szenen mit einem tragischen Ende: Nach heftigen Regenfällen peitschte der normalerweise kleine und ruhige Fluss Perschling als reißender Strom durch den kleinen Ort Untergrafendorf bei St. Pölten. Das Ausmaß der Fluten war verheerend, wie Dominik Pfeffer, der örtliche Feuerwehrkommandant, im Gespräch mit dem Sender Puls 24 berichtete.

Etwa um 5 Uhr am Montagmorgen sei ein Notruf eingegangen: »eine Person im Haus eingeschlossen und rasant eintretende Wassermengen«. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Feuerwehr allerdings »nicht mehr die Möglichkeit, den Ort zu erreichen, die Strömung und die Wasserhöhe waren zu enorm«, sagte Pfeffer. Erst gegen 9 Uhr sei es möglich gewesen, sich zu dem Haus durchzuschlagen.

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Mann kann nur noch tot geborgen werden

Dort wohnte ein Ehepaar, das vom steigenden Hochwasser eingeschlossen wurde. »Die Frau konnten wir retten, der Mann konnte nur mehr leblos vorgefunden werden«, sagte Pfeffer. Um den 70-Jährigen bergen zu können, seien zwei Anläufe nötig gewesen. Die Feuerwehrleute mussten sich aufgrund der gewaltigen Wassermassen zunächst wieder ins Feuerwehrhaus zurückziehen, nachdem sie die Frau gerettet hatten. Den Mann, der für sein Alter in »vitalem« Zustand gewesen sein soll, habe man erst bergen können, als der Wasserstand deutlich zurückgegangen war, führte Pfeffer weiter aus.

Das Haus sei überflutet gewesen: »Die Wasserhöhe in dem Gebäude war circa 40 Zentimeter unter Raumhöhe.« Die Frau konnte sich, als das Wasser immer höher stieg, noch auf einen Schrank retten, »der Mann schaffte es nicht mehr«, so Pfeffer. Er sei von den Rettern beim zweiten Einsatz im Nachbarraum entdeckt worden.

Tatsächlich war er zuvor offenbar selbst im Einsatz gegen die Fluten: »Er hat die Nacht über auch noch versucht, hier gegen die Wassermengen anzukämpfen, wir haben ihn selbst noch angetroffen, als er mit dem Traktor versucht hat, hier Schutzmaßnahmen aufzubauen«, sagte Pfeffer. »Dass sich die Lage so deutlich noch zuspitzt, war auch für uns überraschend. Es hat diesen Vorfall noch nie gegeben. Wir haben das Niveau eines hundertjährigen Hochwassers mit der zweieinhalbfachen Menge des Pegels übertroffen und die Flutwelle kam rasant auf uns zu.«

Wasser stand zwischenzeitlich zweieinhalb Meter über Straßenniveau

Das Wasser sei »so rasant und schnell« gestiegen, »dass wir hier auch auf Straßenniveau circa zweieinhalb Meter Wasserhöhe hatten«, sagte Pfeffer. Es habe deshalb für die Feuerwehr teilweise weder zu Fuß noch mit Rettungsfahrzeugen eine Möglichkeit gegeben, die in ihren Häusern eingeschlossenen Menschen zu retten. »Wir konnten hier nur auf eine Besserung der Situation hoffen«, so Pfeffer. Tatsächlich waren nämlich auch die Feuerwehrleute selbst im Laufe des Wochenendes im Feuerwehrhaus eingeschlossen.

Der Einsatz der vergangenen Tage sei für ihn und sein Team »eine Extremsituation« gewesen, schilderte der Kommandant. Viele seiner Kameraden seien »zu Hause selbst betroffen« gewesen, sodass sie »nicht mehr im Feuerwehrhaus einrücken konnten«. Zum Schluss seien »nur mehr acht Kameraden im Feuerwehrhaus einsatzfähig« gewesen. Trotz aller Widrigkeiten habe man es geschafft, acht Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren, so Pfeffer.

Das ganze Dorf sei zum Teil von der Außenwelt abgeschnitten gewesen, alle Zufahrtswege waren laut Pfeffer unpassierbar. Es sei eine »extreme Belastung« für alle gewesen, viele seien seit Freitag zum Teil ununterbrochen im Einsatz gewesen, ohne Schlaf. Man kämpfe »mit unseren letzten Kräften«.

Mittlerweile sei die Situation »soweit unter Kontrolle«, sagte der Feuerwehrmann. Das Wasser sei abgelaufen und ins Flussbett der Perschling zurückgekehrt. Zudem seien umliegende Feuerwehren und der Katastrophenhilfsdienst zur Unterstützung angerückt. Ein erneuter Anstieg der Pegel sei allerdings möglich.

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