BERLIN: GRUNDSCHüLERIN SOLL NACH »BLACKOUT CHALLENGE« KOLLABIERT SEIN

Würgen bis zur Bewusstlosigkeit: In Berlin ist offenbar ein Mädchen auf dem Schulhof ohnmächtig geworden. Hintergrund soll eine Online-Challenge gewesen sein, ein Krisenteam und die Schulaufsicht sind eingeschaltet.

An einer Grundschule in Berlin ist eine Internet-Mutprobe eskaliert. Am vergangenen Freitag war ein Mädchen kollabiert, nachdem es von Mitschülern gewürgt worden war. Zuerst hatte der Tagesspiegel dazu berichtet, der aus einem Rundschreiben der Schule an die Eltern zitiert.

Demnach wollten die Fünft- und Sechstklässler die sogenannte »Blackout Challenge« nachspielen, bei der sich Menschen bis zur Ohnmacht würgen, dies filmen und mit dem Smartphone hochladen. Die beteiligten Kinder sollen dem Bericht zufolge für das bewusstlose Mädchen keine Hilfe geholt, sondern es an eine abgelegene Stelle gebracht haben, um ihm Wasser einzuflößen.

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Ein Mädchen, das Hilfe holen wollte, soll bedroht worden sein. Ein Vater soll die Situation schließlich bemerkt und Hilfe geholt haben. Das Mädchen wurde dem Bericht zufolge in ein Krankenhaus gebracht.

Schule und Behörden arbeiten den Fall auf

Der Berliner Vorfall werde nun an der Schule »intern und lösungsorientiert« aufgearbeitet, heißt es aus der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie auf Anfrage. Das Krisenteam sei aktiviert worden, ebenso die Schulaufsicht und ein Schulpsychologisches und Inklusionspädagogisches Beratungs- und Unterstützungszentrum (Sibuz).

Senatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) habe zudem in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen, Schulen und Eltern sollten darauf achten, »welche Themen in Schülerchats und in sozialen Netzwerken aufgerufen werden, um frühzeitig mögliche Gefahren abwehren zu können.«

Die Blackout-Challenge hat TikTok als Plattformbetreiber in Verruf gebracht, wenngleich sich das Unternehmen klar von solchen lebensgefährlichen Challenges distanziert. 2022 verklagte eine Familie aus den USA die Video-App-Betreiber nach dem Tod ihrer zehnjährigen Tochter, der offenbar mit der Blackout-Challenge in Zusammenhang stand. Erfolg hatte die Familie damit letztlich jedoch nicht.

Suchbegriff führt zu Warnhinweisen

Wer bei TikTok nach dem Stichwort »Blackout Challenge« sucht, bekommt inzwischen nur noch einen Warnhinweis sowie die Nummer der Telefonseelsorge angezeigt. Videos werden zu diesem Begriff gar nicht mehr ausgespielt. In Italien wird der Tod einer Zehnjährigen mit der Blackout-Challenge in Verbindung gebracht. Hier schaltete sich sogar die Datenschutzbehörde des Landes in die Debatte ein.

Internet-Challenges sind kein neues Phänomen: Schon in den Nullerjahren kursierten auf YouTube Mutproben, die zum Nachahmen anregten – in der Hoffnung auf Bestätigung, sei es im Freundeskreis oder durch die Klicks und Reaktionen Fremder.

Weltweite Bekanntheit erlangte 2014 die ALS Ice Bucket Challenge, bei der sich die Teilnehmenden einen Eimer Eiswasser über den Kopf gossen. Gesundheitliche Risiken konnten dabei nicht ausgeschlossen werden, entsprechende Warnungen richteten sich aber vor allem an Menschen, die bestimmte Medikamente einnahmen. Ins Leben gerufen wurde die Aktion, um Aufmerksamkeit auf die Nervenkrankheit ALS zu lenken.

Milchkisten und scharfe Chips

Fragwürdiger war die Milk-Crate-Challenge aus dem Jahr 2021: Die Aufgabe der Teilnehmenden war es hier, eine Pyramide aus Milchkisten zu erklimmen. Dabei brachen sie sich teilweise Knochen, renkten sich Schultern aus oder erlitten Rückenverletzungen.

2023 machte die Hot-Chip-Challenge Schlagzeilen, in der es darum ging, einen besonders scharfen Chip zu essen. Auch hier landeten in mehreren Fällen Schülerinnen und Schüler im Krankenhaus.

Mindestalter bei TikTok: 13 Jahre

Das offizielle Mindestalter für TikTok beträgt 13 Jahre. Im Frühjahr 2023 reagierte das Unternehmen auf Vorwürfe, es unternehme allgemein zu wenig gegen die Verbreitung gefährlicher Challenges, mit neuen, strengeren Richtlinien. Seither sind auf der Plattform auch Aktivitäten untersagt, die zu »mäßigen körperlichen Schäden führen können«. Als solche definiert TikTok etwa »kleine Schnitte mit minimalem Blutverlust und leichte Prellungen«.

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