OBSTERNTE IM LANDKREIS TEILS „TOTALSCHADEN“: HOFFNUNG RUHT AUF SPäTEN APFELSORTEN

„Bin froh, wenn wir einen Apfelstrudel zusammenbringen“

Obsternte im Landkreis teils „Totalschaden“: Hoffnung ruht auf späten Apfelsorten

Die Obsternte im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen fällt bisher mager aus. Das schwere Unwetter im Süden tat sein Übriges.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Wer Obstkuchen mag, weiß: Wenn der Zwetschgen-Datschi in den Auslagen der Bäckereien liegt, ist es bis zur Hauptsaison der heimischen Obst- und insbesondere Apfelernte nicht mehr weit. Doch die Prognosen im Landkreis lassen zu wünschen übrig – nicht nur im von Sturm und faustgroßen Hagelkörnern heimgesuchten Süden.

Obsternte im Landkreis teils „Totalschaden“: Hoffnung ruht auf späten Apfelsorten

Ein „Totalschaden sondergleichen“. So nennt Martin Jost vom Apfel-Hofladen in Gaißach die aktuelle Situation. „Nicht mal mehr für einen Saft haben wir genug“, sagt er. Die Kunden seines Hofladens werden leer ausgehen. Die Bäume der Sorten Gala, Elstar, Jonagold, Braeburn und Red Delicious blieben glücklicherweise größtenteils unbeschädigt. Beim Blick auf seine Obstwiesen zumindest ein kleiner Trost für Jost.

Zwar blieb Bad Heilbrunn vom Hagel größtenteils verschont. Gewitter und Sturm zogen trotzdem eine breite Schneise in die Obsternte des heimischen Gartenbauvereins. Vorsitzende Maria Fichtner: „Wir ernten dieses Jahr so gut wie nichts.“ Besonders ertragreiche Böden besäßen sie generell nicht. Und nun wehte der Wind einen Großteil der spärlich vorhandenen Äpfel und Birnen von den Ästen. Ein deprimierter Blick in die leeren Obstkörbe wäre das eine. Zudem müssen die Gartenbau-Freunde das heruntergefallene unreife Obst, oft wurmstichig oder angefault, gründlich aufklauben. „Sonst leidet der Boden und die Bäume unter den faulen Früchten.“ Den kläglichen Rest wollen sie zwar verwerten. „Aber ich bin froh, wenn wir genug für einen Apfelstrudel zusammenbringen.“

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Doch Fichtner und ihre Vereinsmitglieder bleiben optimistisch. „Mit den Äpfel und Birnen hat es dieses Jahr zwar nicht richtig geklappt. Dafür haben wir einiges an Brombeeren sammeln können.“ Darum tauschen die Vereinsmitglieder schon fleißig Beeren-Rezepte aus, sagt Fichtner. Sie ist sich sicher: „Nächstes Jahr wird’s wieder besser.“

Das hofft auch Maria Schön, Vorsitzende des Garten- und Verschönerungsvereins Beuerberg. „Heuer haben es wenig Bäume zur großen Obstblüte geschafft“, erklärt sie. Der Frost – ein üblicher Verdächtiger in Sachen magerer Blüte – sei aber nicht der Grund. „Die Bienen mochten das wechselhafte Wetter nicht und konnten so nicht ungestört arbeiten.“ Die diesjährige Ausbeute an Frühäpfeln wie der Sorte Jakob Fischer sei zwar von Würmern dezimiert. „Aber zum Pressen reicht es grade noch.“ Mit der reduzierten Ernte zeigt sich Schön dennoch zufrieden. „Das bedeutet für die Bäume ein Jahr Erholung. „Und nächstes Jahr werden sie umso trächtiger.“

Gartenbauverein kämpft außerdem mit Nachwuchsmangel – „Sammeln ist mühsam, besonders im Alter“

In Egling und Umgebung sorgt das bescheidene Frühjahr und die lange Trockenheit dem hiesigen Garten- und Verschönerungsverein für eine schlechte Prognose. „Auch, wenn das Unwetter bei uns nicht so scharf war, waren wir dem nicht gefeit“, erklärt Vereinsvorsitzende Inge Buchner die Ausfälle. „Deswegen setzen wir auf die späteren Apfelsorten.“ Zudem kämpft der Verein mit einem ganz anderen Problem: dem Nachwuchsmangel. Buchner: „Unsere Mitglieder werden immer älter. Und das Sammeln ist mühsam, besonders im Alter.“

Ralf Maier vom Obst- und Gartenbauverein Aufkirchen aus Berg ist noch mit dem Aufklauben des Kernobsts beschäftigt. „Die Hälfte der Frühäpfel ist allerdings faul und hat den Wurm“, sagt er. Ein scharfes Auge ist daher gefragt, denn eine faule Frucht reicht, um einen ganzen Vorrat an Apfelsaft zu verderben. Seine Hoffnungen ruhen auf den Spät- und Lageräpfeln wie die Sorte Boskoop, die gegenüber Schädlingen und Witterung resistenter sei und erst in ein paar Wochen geerntet sowie zum Saft gepresst werde. Sie hatten zwar schon wesentlich bessere Jahre – aber auch deutlich schlechtere. 2021 vernichtete ein Hagelsturm ein Gros der Ernte. „Nur 2000 Liter haben wir da rausbekommen.“ Heuer rechne Maier mit 5000 Litern – „solange dem Pflücken kein Unwetter in die Quere kommt“.

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2023-09-18T17:14:07Z dg43tfdfdgfd