RUN-OFF: LEBENSVERSICHERUNGS-ABWICKLER VIRIDIUM BRAUCHT NEUEN EIGENTüMER

Bevor Viridium neue Lebensversicherungs-Bestände übernehmen kann, muss das Unternehmen einen neuen Eigentümer finden. Bislang hält der der Finanzinvestor Cinven die Mehrheit der Aktien.

Deutschlands größter Lebensversicherungs-Abwickler Viridium braucht einen neuen Mehrheitseigentümer. Erst dann seien weitere Übernahmen von Lebensversicherungs-Beständen realistisch, machte Vorstandschef Tilo Dresig am Dienstag in Frankfurt klar. Die Finanzaufsicht Bafin hatte die Übernahme eines großen Portfolios der Zurich Deutscher Herold blockiert, weil Viridium-Mehrheitseigentümer Cinven bei den Behörden in Ungnade gefallen war. Er hatte bei der Rettung des Lebensversichereres Eurovita in Italien eine unrühmliche Rolle gespielt.

Der nächste Großaktionär werde wohl kein Finanzinvestor mehr, machte Dresig klar: „Unsere neuen Eigentümer werden langfristige, permanente Investoren mit einer großen Bilanz sein.“

Erste Kontakte gebe es bereits. „Unsere Eigentümer prüfen die Optionen für unsere künftige Gesellschafterstruktur“, sagte Dresig. Zu der Beschreibung passen große Versicherungskonzerne und Rückversicherer, aber auch Vermögensverwalter oder internationale Abwicklungs-Plattformen. Cinven hält derzeit 70 Prozent an Viridium, bei der Hannover Rück liegen 20 Prozent und beim italienischen Versicherer Generali zehn Prozent.

Mit der Übernahme von vier Beständen von klassischen Kapital-Lebensversicherungen ist Viridium binnen zehn Jahren mit 3,4 Millionen verwalteten Verträgen und rund 67 Milliarden Euro Kapitalanlagen unter die größten fünf Lebensversichererer in Deutschland aufgestiegen.

Zwei geplatzte Transaktionen hatten aber Zweifel geschürt, ob das Geschäftsmodell der Abwickler auch bei steigenden Zinsen tragfähig bleiben würde. Erst in der vergangenen Woche hatte der französische Versicherer AXA den Verkauf eines Bestands der ehemaligen DBV-Winterthur an den Abwickler Athora gestoppt – offenbar wollte AXA mehr Geld als vor zwei Jahren. Die Absage der Bafin an die Zurich-Übernahme sei für Viridium „sehr enttäuschend“ gewesen, sagte Dresig. „Aber das war keine Absage an Viridium. Und das war keine Absage an Run-off-Transaktionen im Allgemeinen.“

Gespräche über künftige Übernahmen laufen

Das Geschäftsmodell sei trotz der steigenden Zinsen valide. „Wir haben noch nie so viele interessante Gespräche geführt wie im Moment. Wir führen jetzt schon Gespräche über die nächsten Akquisitionen“, sagte Dresig. Viele der 80 Lebensversicherer in Deutschland seien zu klein, um wirtschaftlich zu arbeiten. Auch höhere Zinsen änderten daran nichts. Zwei Drittel des Neugeschäfts entfielen auf eine Handvoll Firmen.

Viridium profitiert von Größenvorteilen und einer modernen IT. Die IT-Migration der Bestände ist allerdings teuer, weil selbst kleine Versicherer eine Vielzahl von Tarifen angeboten hätten. Allein bei der Übernahme der ehemaligen Generali Leben (heute Proxalto) seien es 900 gewesen. Um sie in die eigenen Systeme zu transferieren, habe man 250 Millionen Euro aufgewendet, sagte Dresig.

2024-05-07T14:31:12Z dg43tfdfdgfd