LOGISTIK: DHL GROUP STARTET ENTTäUSCHEND INS NEUE GESCHäFTSJAHR

Das Bonner Dax-Unternehmen verliert im ersten Quartal weiter an Ertragskraft. Investmentfonds regen inzwischen die Aufspaltung des Konzerns an.

Die Deutsche Post, die seit Kurzem unter dem Namen DHL Group firmiert, ist mit einem weiteren Ergebnisrückgang ins neue Jahr gestartet. Wie der Bonner Dax-Konzern am Dienstag mitteilte, lag das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im ersten Quartal mit 1,3 Milliarden Euro ein Fünftel unter dem Vorjahreswert.

Für Konzernchef Tobias Meyer wird es damit schwierig, die Prognose für das laufende Geschäftsjahr einzuhalten. Mit einem angepeilten Ergebnis von 6,0 bis 6,6 Milliarden Euro hatte er für 2024 ein Ebit angekündigt, das sich in etwa auf dem Niveau des Vorjahres befinden soll. 2023 hatte die DHL Group 6,3 Milliarden Euro verdient.

Auch beim Umsatz sah es nicht besser aus. Mit 20,25 Milliarden Euro lag er in den ersten drei Monaten 3,2 Prozent unter dem Vorjahreswert. Analysten hatten zuvor mit 20,36 Milliarden gerechnet.

Quartalszahlen DHL Group: Schwaches internationales Expressgeschäft

Insbesondere das internationale Expressgeschäft, der wichtigste Ertragsbringer im Konzern, bereitet den Bonnern Sorge. Bei den zeitkritischen Zustellungen ging der Betriebsgewinn (Ebit) um fast ein Drittel nach unten, ebenso beim weltweiten Frachtgeschäft, das unter den gesunkenen Frachtraten leidet.

Einen Ertragszuwachs gab es zwar beim deutschen Brief- und Paketgeschäft, der Umsatz legte um 1,6 Prozent zu. Dort war allerdings das Ergebnis im Vorjahr durch den damaligen Arbeitskampf beeinträchtigt.

So bleibt der Druck auf den Post-Vorstand erhalten, eine Aufspaltung des Konzerns zu prüfen. Hendrik Schmidt, Vertreter der Fondsgesellschaft DWS, sagte am vergangenen Freitag auf der Hauptversammlung in Bonn: „Fraglich ist, ob die Deutsche Post auch künftig noch der richtige Eigentümer der Post und Paket Division ist.“ Cornelia Zimmermann von Deka Investment fragte in Richtung Vorstand: „Halten Sie einen Spin-off des Deutschlandgeschäfts für möglich und sinnvoll?“

Hintergrund ist der vergleichsweise geringe Börsenwert der DHL Group. Gemessen am Betriebsergebnis bewerten Anleger DHL-Konkurrenten wie Kühne + Nagel, Fedex, UPS oder DSV aktuell nahezu doppelt so hoch. Als wesentlichen Grund nannte DHL-Finanzchefin Melanie Kreis gegenüber dem Handelsblatt das staatlich regulierte und schrumpfende Briefgeschäft, das eine bessere Börsenentwicklung behindert.

Die Aktionäre sorgt, dass der Spielraum für Portoerhöhungen im Briefgeschäft gesetzlich beschränkt ist, während der neue Tarifvertrag bei Post und Paket Deutschland den Konzern jährlich rund 400 Millionen Euro mehr kostet. Bereits Meyers Amtsvorgänger Frank Appel hatte berichtet, dass die Dividende des Konzerns allein aus dem internationalen Geschäft finanziert wird.

Meyer lehnt eine Aufspaltung der DHL Group nach eigenen Worten ab, verbindet dies aber mit einer Forderung: Ein neues Postgesetz sei „zwingend notwendig“, forderte am Freitag auf der Hauptversammlung. Über die Novelle wird allerdings noch in Berlin verhandelt.

Zuletzt hatte das US-Analysehaus Bernstein Research die DHL Group als „Outperformer“ zum Kauf empfohlen und das Kursziel auf 46,50 Euro belassen. In der europäischen Logistikbranche könnten Aktien von Spediteuren und damit auch von DHL von fundamentalen Trends in diesem Sektor profitieren, so Analyst Alexander Irving. In den USA und in China verbessere sich die Stimmung unter den Einkaufsmanagern im verarbeitenden Gewerbe, schrieb er. Dies lasse auf steigende Gewinne auch in der Logistikbranche hoffen.

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