KOMMT DER MEGA-ZINSSCHRITT? DAS DROHT ANLEGERN, WENN DIE FED HEUTE ABEND MEHR LIEFERT ALS BISLANG GEDACHT

Dass die US-Notenbank am Mittwochabend die Leitzinsen für den Dollarraum erstmals seit vier Jahren wieder senken wird, gilt als ausgemachte Sache. Aber wie groß der Zinsschritt ausfallen wird, daran mehrten sich jüngst am Markt die Zweifel.

• Zinssenkung der Fed gilt als sicher

• Größe des Zinsschrittes noch unklar

• Experten warnen vor Aktienrutsch

Seit Monaten wird die restriktive Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve mit Argusaugen beobachtet. Spätestens, seitdem das europäische Bankenpendant, die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen für den Euroraum gesenkt hat, steht auch die Fed unter Zugzwang.

Zinssenkung kommt - Anleger spekulieren auf großen Schritt

Dass die US-Notenbank die Zinsen senken wird, hatten verschiedene Mitglieder - darunter auch der Fed-Chef Jerome Powell - immer wieder in Aussicht gestellt. Noch vor rund einer Woche hatten Anleger und Marktbeobachter mehrheitlich darauf gesetzt, dass die Währungshüter vorsichtig vorgehen und den Zinssatz um 25 Basispunkte senken wird. Doch gegen Ende letzter Woche drehte die Stimmung plötzlich: Das CME Fed Watch Tool, das die Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen und Zinsschritten anzeigt, zeigt nunmehr eine Wahrscheinlichkeit von 63 Prozent, dass die Fed einen großen Zinsschritt - nämlich eine Senkung um 50 Basispunkte - vornehmen wird.

Niedrigere Zinsen gut für den Aktienmarkt

Grundsätzlich sind niedrigere Marktzinsen für Aktienanleger von Vorteil. Anleihen werden dann verglichen zu Aktienanlagen unattraktiver, hinzu kommen niedrigere Kreditkosten - unter anderem für Unternehmen, die sich dann günstiger finanzieren könnten. Zudem haben niedrigere Zinsen auch positive Folgen für die Wirtschaft: Denn Unternehmen verdienen in diesem Fall mehr Geld, zudem wird mehr investiert, was wiederum positiv für die Wirtschaftsentwicklung ist.

All dies stützt auch die Aktienmärkte - in der Regel entwickeln sich Zinssätze und Aktienkurse in entgegengesetzte Richtungen.

Wieso Experten auch einen Crash für möglich halten

Doch für heute Abend deutet sich noch ein anderes Szenario an: Wagt die Fed tatsächlich den großen Schritt und senkt die Leitzinsen um 50 Basispunkte, könnte dies die Aktienmärkte sogar belasten, fürchten Experten. Denn ein größerer Zinsschritt als benötigt würde von fehlendem Vertrauen der Notenbanker in die Konjunktur zeugen, die ein Abgleiten in eine Rezession um jeden Preis verhindern will.

Eric Wallerstein, Chefmarktstratege von Yardeni Research, argumentiert Yahoo Finance zufolge, dass die Fed ihre Zinsen wahrscheinlich nicht um mehr als 25 Basispunkte senken würde, "sofern keine Rezession oder eine sich abzeichnende Finanzkrise vorliegt". Kommt es also zu einem großen Zinsschritt, geht die Fed davon aus, dass die US-Wirtschaft in einem schlechteren Zustand ist, als gedacht. Entsprechend warnt Wallerstein davor, auf einen großen Zinsschritt zu hoffen: "Jeder, der eine Senkung um 50 Basispunkte fordert, sollte meiner Meinung nach wirklich noch einmal die Volatilität bedenken, die dies auf den kurzfristigen Finanzierungsmärkten verursachen würde", so der Experte. "Das ist einfach nichts, was die Fed riskieren möchte", zeigt er sich überzeugt.

Das sieht auch Jennifer Lee, leitende Ökonomin bei BMO Capital Markets ähnlich: "Eine Senkung um 50 Basispunkte würde nach Panik riechen, und es ist fast so, als wären wir schon lange über diesen Punkt hinaus" warnte sie Yahoo Finance zufolge. "Wir treten auf die Bremse … Aber die Tatsache, dass die US-Wirtschaft sich die ganze Zeit gehalten hat, spricht für ihre Widerstandsfähigkeit", spricht sich die Expertin dafür aus, dass die Notenbanker einen großen Schritt vermeiden. Dabei verweis sie auch auf das nach oben korrigierte US-BIP für das zweite Quartal sowie stabile Verbraucherausgaben und das Ausbleiben von Massenentlassungen am Arbeitsmarkt - allesamt Faktoren, die ihrer Einschätzung nach für einen gemäßigteren Ansatz sprechen würden.

Sollte die US-Notenbank heute Abend also die Zinsen um 50 Basispunkte senken, dürfte alles davon abhängen, wie Anleger diesen Schritt interpretieren. Geht der Markt davon aus, dass die US-Wirtschaft in Turbulenzen ist und die Währungshüter durch ihren Zinsschritt eine Rezession abwenden wollen, liegt ein Kursrutsch am Markt durchaus im Bereich des Möglichen.

Redaktion finanzen.net

2024-09-18T01:11:53Z dg43tfdfdgfd