GASKRAFTWERK IN HAUSHAM: STICKOXID-WERTE VERHINDERN WEITERBETRIEB – TURBINEN WERDEN VERKAUFT

Verkauf ins Ausland

Gaskraftwerk in Hausham: Stickoxid-Werte verhindern Weiterbetrieb – Turbinen werden verkauft

In Hausham steht ein Gaskraftwerk, das aber nicht mehr betrieben werden darf. Was mit der Anlage und dem Standort passiert, war vor Kurzem Thema im Gemeinderat.

Hausham – Wie Nick Seeger, Geschäftsführer des Bereiches Technik der Bayernwerk AG, kürzlich in öffentlicher Sitzung informierte, hat die zum Unternehmen gehörende Peißenberger Kraftwerk GmbH, die vier Haushamer Gasturbinen Ende 2023 stilllegen müssen. Das Kuriose daran ist, dass es nach der Kraftwerksstrategie der Bundesregierung nicht ausgeschlossen sein soll, dass in Hausham neue Gasturbinen eingebaut werden. Die verhältnismäßig nur wenige Stunden gelaufenen alten Kraftwerke hingegen werden dann aber wohl schon andernorts weiter ihren Dienst tun.

Haushamer Gaskraftwerk: Verkauf der Turbinen ins Ausland

Vielfach besteht die Annahme, dass die vier markanten Abgastürme im Herzen Haushams noch aus der Zeit des Kohleabbaus stammen. Ganz aus der Luft gegriffen ist der Verdacht, wie der Bayernwerk-Techniker und langjährige Kraftwerksleiter Markus Zeidler erklärte, nicht. So wurde seinerzeit nicht verkaufte Kohle verstromt und nach Ende des Kohleabbaus an dem Standort mit Schweröl Strom erzeugt.

Im November 1982 wurden dann die vier mit leichtem Heizöl betriebenen Gasturbien mit einer Gesamtleistung von circa 100 MW in Betrieb genommen, die aber nun wegen des zu hohen Ausstoßes von Stickoxiden stillgelegt werden mussten. Rund 1000 Mal wurden die Kraftwerke in den vergangen gut 40 Jahren gestartet. Insgesamt lief jede der Turbinen jeweils lediglich an die 1100 Stunden. „Es handelte sich hier um absolute Spitzenlastkraftwerke, die nur dann anliefen, wenn die normale Grundlast nicht mehr gedeckt werden konnte“, erinnerte Seeger und rechnete vor: „Bei 8760 Stunden, die ein Jahr hat, ist das nicht so arg viel.“

Standort soll bestehen bleiben

Unverständnis über die Maßnahme äußerte auch Bürgermeister Jens Zangenfeind: „Wir konnten nicht ganz nachvollziehen, wie man in dieser Zeit zu so einer Entscheidung kommen konnte und sich so einer Notfallreserve beraubt.“ Alle Diskussionen mit den Genehmigungsbehörden liefen aber, wie der Rathauschef sagte, ins Leere: „Es hieß, das Kraftwerk sei nicht mehr systemrelevant.“ Froh sei die Gemeinde aber, dass die Peißenberger Kraftwerk GmbH „als guter und verlässlicher Partner“ den Standort nicht aufgeben möchte.

Laut Seeger werden für den Standort Hausham derzeit zwei Altnativen überlegt. Favorisiert ist momentan ein Großbatteriespeicher, der im Freien eine Leistung von 30 bis 40 MW oder eingehaust an die Leistung des ehemaligen Gaskraftwerkes heranreichen könnte.

Abhängig sei das von Schall­emissionswerten und der nötigen Kühlung der Batteriepacks. „Dafür gibt es noch keine richtigen Blaupausen“, meinte Seeger und ergänzte mit einem nicht ganz verborgenen Lächeln, dass auch neue Gaskraftwerke in Betracht gezogen werden: „Die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung zum Thema Dunkelflaute lässt diese Überlegung durchaus zu.“ Das ist ein Grund, warum zwar jetzt die Gasturbinen ausgebaut und zum Abtransport verladen werden, aber die Kamine noch stehen bleiben. Ein zweiter ist, dass an den Türmen vertraglich gebundene Mobilfunk-Antennen montiert sind. Für diese müssten gegebenenfalls erst Ersatzstandorte gefunden werden.

Auf die Frage von Harda von Poser (Grüne), was denn mit den alten Turbinen geschieht, bestätigte Seeger, dass deren Verkauf beschlossene Sache ist: „Es fiel der Name Borneo, und auch arabische Länder haben Interesse gezeigt. Aber wir haben strenge Compliance-Regeln und verkaufen nicht überall hin.“ Fakt ist, so waren sich Seeger und Zeidler einig, dass sich andernorts jemand über die „praktisch neuwertigen“ Turbinen sehr freuen wird. Helmut Hacker

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