DAX: ANLEGER SIND OPTIMISTISCH – DOCH BIS ZU EINEM NEUEN REKORD KöNNTE ES DAUERN

Die Stimmung privater Investoren am deutschen Markt hat sich verbessert. Aber gegen eine Fortsetzung der Erholung spricht nicht nur die Entwicklung in den USA.

Der deutsche Aktienmarkt hat sich von seiner zwischenzeitlichen September-Schwäche schnell erholt. Der Leitindex Dax stieg in der vergangenen Woche um 2,2 Prozent auf 18.699 Punkte und näherte sich damit seinem Rekord von 18.991 Punkten. Bis zu einem neuen Höchststand kann es aber noch dauern, ist das Ergebnis der Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment.

Dafür befragt das Handelsblatt jeden Freitag knapp 9000 Privatanlegerinnen und -anleger nach ihrer aktuellen Markteinschätzung. Die Antworten wertet Stephan Heibel, Geschäftsführer des Analysehauses AnimusX, aus und ergänzt sie um weitere Indikatoren.

Vor zwei Wochen zeigte die Umfrage noch eine euphorische Anlegerstimmung (Sentiment) an, als der Dax einen neuen Höchststand erreichte. Von Euphorie sprechen wir, wenn der dazugehörige Umfragewert über vier Punkte steigt – das ist ein Kontraindikator, weil bei euphorischer Stimmung die meisten Anleger bereits investiert sind und neue Käufer fehlen.

Tatsächlich fiel der Dax daraufhin um drei Prozent. Dadurch kippte die Stimmung in der vergangenen Umfrage und näherte sich der Panik – davon wird ab minus vier Punkten gesprochen. Auch Panik ist ein Kontraindikator, weil dann die meisten Anleger bereits verkauft haben und wenige Käufer reichen, um die Kurse wieder nach oben zu bewegen. Entsprechend stieg der Dax in der abgelaufenen Woche um mehr als zwei Prozent.

In der aktuellen Umfrage reagierten die Anleger darauf aber weniger extrem: Das Sentiment verbesserte sich zwar, erreichte mit 1,3 Punkten aber nur ein neutrales Niveau.

Auch die zuvor herrschende Unsicherheit wurde abgebaut – sie ergibt sich daraus, ob die Befragten die Kursbewegung antizipiert haben und entsprechend richtig positioniert waren oder nicht. Der dazugehörige Wert stieg von minus 3,2 Punkten, was eine hohe Verunsicherung anzeigt, auf minus 0,2 Punkte.

„Den Umstand, dass die Verunsicherung noch nicht vollständig abgebaut ist, obwohl der Dax über zwei Prozent zulegte, schreibe ich den Skeptikern zu, die dem Kursanstieg wohl noch nicht ganz trauen“, sagt Heibel.

Kaufbereitschaft steigt – aber vor allem bei Privatanlegern

Die Zukunftserwartung, also in welchem Marktzyklus die Befragten den Dax in drei Monaten sehen, stieg weiter auf 4,5 Punkte. Das ist der höchste Wert seit Oktober 2023.

Dadurch wächst auch die Kaufbereitschaft. Sie erreicht mit 2,1 Punkten den dritthöchsten Wert des Jahres, nur Mitte Juni und Ende Januar war sie höher – im Juni stieg der Dax daraufhin auf Monatssicht um zwei Prozent, im Januar sogar um vier Prozent.

Die Frage, ob sich das diesmal wiederholt, will Heibel aber nicht klar beantworten. Denn die Kaufbereitschaft der vom Handelsblatt befragten Privatanleger wird von Profiinvestoren und von US-Anlegern nicht bestätigt.

Das zeigt sich zum einen am Put-Call-Verhältnis an der europäischen Terminbörse Eurex, an der Profis mit Call-Optionen auf steigende Kurse wetten können oder sich mit Put-Optionen gegen fallende Kurse absichern können. Der Wert von 1,83 bedeutet, dass Profis derzeit deutlich mehr Put-Optionen kaufen. „Das zeigt, dass der große Optimismus, mit dem in den vergangenen Wochen auf steigende Kurse spekuliert wurde, bei den institutionellen Anlegern langsam schwindet“, sagt Heibel.

US-Anleger werden vor Zinsentscheid vorsichtiger

In den USA zeigt sich die größere Vorsicht laut Heibel darin, dass sich das Lager der Optimisten (an der Börse Bullen genannt) dem der pessimistischen Bären annähert. So ist das Lager der Bullen nur noch um neun Prozentpunkte größer als jenes der Bären, das von sechs auf 31 Prozent anwuchs.

Heibel meint daher: „Ich habe den Eindruck, je näher wir der ersten Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed kommen, desto vorsichtiger werden US-Anleger. Zu häufig waren Zinssenkungen ein frühes Warnsignal für eine Abschwächung der Konjunktur, wenngleich die Abschwächung erst viel später erfolgte.“

Seiner Einschätzung nach könnte diese vorsichtige Haltung in den kommenden Tagen auf den Aktienmärkten lasten. „Steigende Kurse könnten sodann für Verkäufe genutzt werden, um sich weiter auf eine schwache Börse vorzubereiten. Es dürfte daher schwerfallen, neue Allzeithochs zu erklimmen“, sagt der Sentimentexperte, der zudem einen Börsenbrief unter dem Namen Heibel-Ticker herausgibt.

Nach unten scheint der Dax gleichwohl abgesichert zu sein. Denn nicht nur Profis kaufen Absicherungsprodukte, sondern auch Privatanleger, die an der Börse Stuttgart handeln.

Deren Euwax-Sentiment zeigt mit einem Wert von minus sechs, dass Privatanleger hier weiterhin Finanzinstrumente als Absicherung kaufen, die bei fallenden Kursen profitieren. Fallen die Kurse tatsächlich, würden diese Absicherungen eingelöst, was den Abwärtstrend bremsen würde.

Sie wollen an der Umfrage teilnehmen? Dann lassen Sie sich automatisch über den Start der Sentimentumfrage informieren und melden Sie sich für den Dax-Sentiment-Newsletter an. Die Umfrage startet jeden Freitagmorgen und endet Sonntagmittag.

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