BREXIT: LONDON WILL NEUE GRENZKONTROLLEN OFFENBAR VERSCHIEBEN

Britische Politiker befürchten Versorgungsengpässe und Staus bei der Abfertigung von EU-Agrarprodukten und -Lebensmitteln an der Grenze. Ökonomen warnen vor zusätzlichen Belastungen.

Die britische Regierung verschiebt angeblich die Einführung von physischen Sicherheits- und Gesundheitskontrollen für importierte Agrarprodukte und Lebensmittel aus der EU. Das berichtet die Wirtschaftszeitung „Financial Times“. Sie bezieht sich dabei auf eine interne Präsentation des britischen Landwirtschaftsministeriums. Grund für die Verschiebung ist die Sorge, die neuen Grenzkontrollen könnten zu langen Staus und damit zu Versorgungsengpässen führen.

Die geplanten Kontrollen sind eine Folge des Brexits und sollten eigentlich Ende April beginnen. Noch in den vergangenen Tagen hatte ein führender Vertreter der Regierung in London versichert, man werde zu „100 Prozent“ mit dem sogenannten „Border Target Operating Model“ starten. Eine Begründung dafür, dass das Vorhaben nun erneut verzögert wird – es wäre die sechste Verschiebung –, gab es bisher nicht.

Ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums sagte: „Wie wir schon immer gesagt haben, werden die Waren, die das höchste Biosicherheitsrisiko darstellen, vorrangig behandelt, während wir auf volle Kontrollraten und ein hohes Maß an Einhaltung der Vorschriften hinarbeiten.“ Ein pragmatischer Ansatz bei der Einführung der neuen Grenzkontrollen minimiere die Störungen.

Signifikante Störungen befürchtet

Dem Medienbericht zufolge befürchtet die britische Regierung offenbar „signifikante Störungen“ im Warenverkehr mit der EU. Denn die neuen Kontrollen an der Grenze sind noch nicht voll arbeitsfähig, was anfangs zu langen Lkw-Staus bei der Abfertigung führen kann.

London habe sich deshalb entschieden, die Quote der Kontrollen für alle Warengruppen zunächst „auf null zu setzen“. Das könne quasi bedeuten, dass vorerst keine physischen Kontrollen stattfinden würden. Wirtschaftsverbände in Großbritannien und Deutschland warnen seit Monaten vor den zusätzlichen Kosten, die durch die neuen Kontrollen verursacht werden.

Mehr als ein Drittel von 173 befragten Unternehmen befürchten laut einer Studie neue Belastungen durch die zusätzlichen Checks. Zu diesem Ergebnis ist eine Umfrage der Britischen Handelskammer in Deutschland (BCCG) gekommen. Ökonomen prognostizieren, dass die Importpreise für die betroffenen Güter dadurch im ersten Jahr im Durchschnitt um zehn Prozent steigen könnten.

2024-04-19T10:33:50Z dg43tfdfdgfd