BERLINER UNTERNEHMEN FRIERT MENSCHEN EIN: KUNDE ERSTAUNT MIT UNERWARTETER AUSSAGE

Es gibt ein Unternehmen in Berlin, das seinen Kunden ein zweites Leben nach dem Tod ermöglichen will. Wer Mitglied ist und stirbt, wird von einem speziellen Krankenwagen abgeholt und in der Schweiz bei -196 Grad kopfüber aufbewahrt. Wer stirbt, zahlt hierfür einmal 200.000 Euro. Für ein eingefrorenes Gehirn fallen zu diesem Zeitpunkt 75.000 Euro an. In der Regel zahlen Kunden hierfür bei einer Versicherungspolice ein, die die Kosten dann übernimmt.

Während Unternehmensgründer Emil Kendziorra fest ein sein Projekt glaubt, sehen andere Wissenschaftler das Vorhaben kritisch. Im sechsten und letzten Text dieser Artikel-Serie kommt ein junger Mann aus Berlin zu Wort. Er will sich nach seinem Tod einfrieren lassen. Gleich zu Beginn des Gesprächs mit BERLIN LIVE, erstaunt er jedoch mit einer unerwarteten Aussage.

Berliner verfolgt ein besonderes Ziel

Jonas Nagel ist erst Mitte 20. Er ist Unternehmer und hat ein imposantes Büro weit oben in einem Hochhaus direkt am Breitscheidplatz – man kann von hier aus direkt durch die große Glaswand sogar die Elefanten im Zoologischen Garten Berlin beobachten. Seit ein paar Jahren trägt er immer eine spezielle Karte mit sich – es ist seine Mitgliedskarte bei Tomorrow Bio, dem Kryokonservierungsunternehmen in Berlin.

Sollte Nagel mal etwas zustoßen, würde diese Karte den Erstversorgern signalisieren, dass sein Körper der Forschung von Kryokonservierung gestiftet werden soll. Denn das ist die Idee: Sterben, eingefroren werden und in der Zukunft wiederbelebt werden. Doch dann überrascht Nagel mit den Worten: „Ich mache es nicht mit der Intention, noch mal zu leben.“

„Keine große Hoffnung, dass man wirklich wieder lebt“

Wie Molekular- und Zellbiologe Jörg Klug (LINK) auch, sieht der Berliner mehr Sinn in einem langen, statt in einem zweiten Leben: „Man sollte das Leben, was man hat, so gut verlängern, wie man kann – gesund leben, Sport machen. Das ist mein Hauptziel.“

Sterben, sich einfrieren lassen und in einigen Jahren wieder zum Leben erweckt werden. Das ist das grundlegende Konzept von Tomorrow Bio, einem Kryokonservierungsunternehmen mit Sitz in Berlin. In den bisherigen Teilen der Serie geht es um die Technik hinter dem Einfrieren, wie du beispielsweise hier nachlesen kannst.

Wie aber soll ein Leben nach dem Tod für diejenigen aussehen, die sich für diesen Weg entschieden haben? BERLIN LIVE hat auch darüber mit dem Mediziner gesprochen.

Berlin: Wie sieht ein Leben nach dem Tod aus?

„Immer wenn über die Zukunft gesprochen wird, ist es weitgehende Spekulation“, stellt Dr. Emil Kendziorra klar. „Die beste Vorstellung zumindest, wie man nachher aufwacht ist, wie wenn man in einer Ganzkörper-Narkose war. Man hat keinerlei Erinnerung an diese Zeit. Genauso wird potenziell auch das Aufwachen von Kryokonservierung sein, nur dass der Unterschied ist, dass nicht nur beispielsweise sechs Stunden vergangen sind, sondern 50, 100 oder wie viele Jahre auch immer.“

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Im Vertrag mit Tomorrow Bio werde den Kunden eine unbegrenzte Lagerung zugesichert. Doch wer entscheidet, wann man wieder zum Leben erweckt wird? „Formal entscheidet die Stiftung in der Schweiz, wann das gemacht wird. Entscheidend ist, wann die Wissenschaft so weit ist.“

Dabei spielen drei Faktoren eine wichtige Rolle. Erstens: „Die Krankheit, die den Patienten das Leben gekostet haben, muss heilbar sein.“ Zweitens: Eine Restlebenserwartung müsse relevant sein. „Du willst nicht einen 85-Jährigen wieder aufwecken, wenn er mit 86 erneut stirbt,“ gibt Kendziorra als Beispiel an. Und drittens: „Eine Wiederbelebung muss mit gleichem Risiko machbar sein wie eine heutige Operation.“ Stand jetzt, sei das noch nicht möglich.

Warum noch einmal leben?

Will man das überhaupt? Ein Leben ohne Familie und Freunde, in einer Zukunft von der man nicht sagen kann, wie sie aussieht. Kendziorra sagt dazu: „Von den Leuten, von denen wir es wissen ist es eine Kombination. Eine Kombination aus ‚Ich will die Zukunft sehen‘- also der Neugierde was in der Zukunft möglich sein wird – und: ‚Ich lebe gerne und würde gerne länger leben‘.“

Kendziorra spricht konsequent von „länger leben“. Dabei ist es medizinisch ein „wieder leben“, schließlich müssen die Kunden von Tomorrow Bio erst sterben, um denn Prozess der Kryokonservierung zu durchlaufen. Der Medizin-Unternehmer hat aber eine Argumentation für seine Ausdrucksweise. „Der Wunsch ist nicht wieder zu leben, der Wunsch ist länger zu leben. Weil länger leben technisch nicht geht, müssen sie das wieder leben wählen, als einzige Option.“

Mehr aus der BERLIN LIVE-Serie findest du hier:

Und weiter: „Ich habe keine große Hoffnung darin, dass man wirklich wieder lebt. Ich glaube, das wird irgendwann klappen – dass in 100 Jahren so was möglich ist.“ In diesem Punkt stimmt er mit dem Gründer und Geschäftsführer von Tomorrow Bio Dr. Emil Kendziorra überein. Trotzdem zahlt der junge Mann monatlich seinen Mitgliedsbeitrag von 45 Euro, „um die Forschung zu unterstützen“, wie sagt.

„Weil im Endeffekt geht mit Kryo ganz viel anderes einher. Wenn man mehr forscht, kann es sein, dass Organspenden leichter werden. Gerade hat man das Problem mit Organen, dass man die superschnell von A nach B transportieren muss. Wenn man es aber alleine schon hinkriegt ein Herz einzufrieren und dadurch Wochen oder Tage Zeit gewinnt, ist es schon mal eine super Entwicklung. Und das geht nur wenn man forscht.“ Falls es in Zukunft doch irgendwann einmal möglich sein sollte wiederbelebt zu werden, würde er vielleicht doch nicht nein sagen, erzählt er und lacht.

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Familie und Freunde konnte er von dieser Sache bislang nicht überzeugen. Was sie davon halten, teilt er gemeinsam mit einem weiteren kuriosen Detail: „Was ich oft höre ist: ‚Willst du denn keine Ruhe wenn du dann tot bist? Lieg doch lieber unter der Erde, da ist Ruhe.'“

Seine Familie mache sich Gedanken um den Umstand, dass es laut sein müsse, wenn er so lange in einer Maschine stecke. „Ich find das schwachsinnig, ich bin eh tot“, sagt er.

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