BAUWERKZEUGHERSTELLER: HILTI-MITARBEITERN DROHT BONUS-RüCKZAHLUNG

Die Krise am Bau erreicht den Werkzeughersteller Hilti. Wird die Lage nicht besser, fallen nicht nur Boni weg – manche müssen sogar erstattet werden.

Auf der Bewertungsplattform Kununu lassen Hilti-Mitarbeitende in Deutschland derzeit kaum ein gutes Haar an ihrem Arbeitsgeber. „Stimmung so schlecht wie noch nie“, schreibt einer der Rezensenten. Ein anderer warnt: „Wer keinen Wert auf einen Bonus legt, ist hier richtig.“ Ein weiterer Kollege präzisiert: „Im Vergleich sehr niedriges Grundgehalt.“ Dass das Unternehmen jedem immer mehr Leistung abfordere, auch wenn die Wirtschaft gegen ihn lufe, erklärt noch ein anderer anonymer Mitarbeiter: „Man muss jedes Jahr mindestens fünf Prozent über Vorjahr sein, Gehalt steigt nicht mit.“

Die Krise am deutschen Bau macht auch vor dem liechtensteinischen Bauwerkzeughersteller Hilti nicht halt. Bei steigenden Zinsen und steigenden Kosten ist absehbar, dass weniger gebaut wird und folglich dann auch weniger Akkubohrer und Nagelsetzgeräte gebraucht werden. 

Die individuellen Zielvereinbarungen für die Mitarbeiter scheint der Konzern aber nicht entsprechend gesenkt zu haben. Deshalb hat das Management die Mitarbeiter in Deutschland gewarnt, dass „die Entwicklung der Unternehmensergebnisse derzeit die Zahlung eines Bonus in Frage stellten“. Hilti weise frühzeitig auf Abweichungen hin, denn „bei Mitarbeitenden, die Vorauszahlungen auf ihren Bonus erhalten, könnte es zu Rückzahlungspflichten kommen“, heißt es von Seiten des Unternehmens.

Hilti ist am Markt bekannt für aggressive Managementmethoden und auch dafür, niedrigere Grundgehälter als viele Konkurrenten zu zahlen. Entsprechend wichtig als Gehaltskomponente sind die Boni, die aber natürlich nur fließen, wenn die gesetzten Ziele erfüllt werden. Bei manchem Vertriebsmitarbeiter macht der Bonus offenbar bis zu 30 Prozent des Einkommens aus. 

„Die Planzahlen sind immer ein heißes Thema bei Hilti“, erzählt ein ehemaliger Mitarbeiter. „Läuft es mal nicht gut, gibt es einen riesigen Aderlass.“ Er selbst habe Hilti in einer solchen Phase verlassen. Gute Verkäufer von Hilti seien zu jeder Zeit am Arbeitsmarkt gefragt. Bei internen Schulungen lernten auch versierte Verkäufer noch weitere Finessen. 

30 Prozent weniger als das Grundgehalt

Der Ex-Hiltianer erinnert sich, dass zu seiner Zeit vor gut einer Dekade sein Bonus bei Hilti eins zu eins wuchs, wenn er den Plan übererfüllte. Blieb er dagegen unter Plan, sei er „um den Faktor drei“ abgestraft worden und habe sogar dreißig Prozent weniger als das Grundgehalt verdient. „Die Vergütungssysteme bei Hilti sind vielfältig”, heißt es dazu von der Pressestelle. 

Noch allerdings ist das Geschäftsjahr nicht zu Ende. Die Baubranche verzeichnet schon wieder steigende Auftragseingänge. „Die Endabrechnung wird erst im Anschluss an den Abschluss des Geschäftsjahres vorliegen“, erklärt Hilti.

Entsprechend motiviert dürfte der Vertrieb aktuell unterwegs sein. Der Hilti-Konzern in Liechtenstein hatte im Mai ein Wachstum von 2,9 Prozent in Landeswährungen in den ersten vier Monaten des Jahres angegeben. Märkte in Asien und Lateinamerika hatten die verlangsamte Bautätigkeit aufgefangen und auch für das Gesamtjahr ein Umsatzwachstum in Lokalwährungen im „niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich“ vorhergesagt.

Dass Boni ausfallen oder gar zurückgezahlt werden müssen, sei „lediglich ein Szenario“, erklärt Hilti Deutschland: „Es gibt keine Bonusstreichungen und aktuell auch keine Rückzahlungsforderungen.“

So kann keiner sagen, er sei nicht gewarnt worden. Das findet auch ein Mitarbeiter auf Kununu: „Das Bonusmodell ist im Detail zwar wirklich sehr intransparent, jedoch wurde mir bei der Vertragsunterzeichnung schon mitgeteilt, dass er gegebenenfalls unter 100 fallen könnte.“ Und er tröstet sich „mit den vielen letzten Jahren, in denen er weit über 100 Prozent war“.

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